VON TIEFPUNKTEN UND DER ABWESENHEIT VON HOFFNUNG

doch die Winde treiben uns nicht nur voran, sondern beanspruchen auch das Material des Bootes bis an sein Limit. So hatten wir bald unsere erste Panne: das Hinterrad brach ab. Foto 3

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Unser abgebrochenes Hinterrad erwies sich leider als großes Problem, denn nur mal „neben an“ in eine Werkstatt fahren, ist in Patagonien nicht möglich. Die unendlich Weite und Einsamkeit bekommt man hier erst so richtig zu spüren, wenn man auf die Zivilisation angewiesen ist. Wir waren schon zuvor in El Calafate bei einem Dreher, weil es zu Anfang schon mit dem Hinterrad Probleme gegeben hatte. Leider konnte der Monteur nur improvisieren, da ihm die nötigen Materialien fehlten. Um dieses Mal die Probleme endgültig zu lösen, mussten wir das gesamte Boot wieder zum Trailer umbauen, damit wir in die 300 km entlegene Hafenstadt Rio Gallegos fahren konnten. Das war der einzige Ort weit und breit, von dem wir hoffen konnten, überhaupt eine Lösung für unser Problem finden zu können. Jedoch bereits der Umbau vom Landsegler zum straßenfähigen Trailer – um überhaupt zu einer Werkstatt fahren zu können – benötigt einen halben Tag. Auch an ein schnelles Vorankommen auf den Schotterpisten ist nicht zu denken…

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LET’S SAIL

EIN TRAUM WIRD WIRKLICHKEIT
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Der Wind wehte an diesem Tag sehr stark. Wir mussten fast all unsere vorhandene Kleidung überziehen, damit uns die Kälte trotz Sonnenschein nicht bis in die Knochen kroch. Und dann wurde es Wirklichkeit! Die Anspannung fiel! Der Segeltörn über Land konnte beginnen…

Bei einem konstanten Wind aus der richtigen Richtung geradeaus zu segeln war nicht so schwierig wie befürchtet. Aufgrund von Schlaglöchern, Lamas, plötzlichen Böen und einer sehr sensiblen hinteren Lenkung musste jedoch das gesamte Team vollste Aufmerksamkeit zeigen!

Auch wurde das Material bei dem starken Wind bis an sein äußerstes Limit belastet. Wir durften uns daher keinen Fehler erlauben; Ersatzmaterial für einen gebrochenen Mast oder ein gerissenes Segel würden wir weit und breit nicht finden können.

12.02.14 Bootsstart

12.02.14 Boot&Kurve

Die Erste Kurve!

In den nächsten Tagen ist leider Windstille vorhergesagt. Wir haben erfahren, dass es im bisherigen patagonischen Sommer keinen einzigen Tag gab, an dem der Wind nicht in voller Stärke über das Land fegte. Bis jetzt haben wir erst kurze Strecken zurücklegen können – ohne kräftigen Wind wird das Weitersegeln sehr schwierig. Unsere Hoffnung beruht darauf, dass diese „Schlechtwetterphase“ nicht allzu lange andauert und wir bald wieder vollen Wind in unseren Segeln haben.

REISE NACH PATAGONIEN

EINE BESCHWERLICHE REISE ANS ENDE DER WELT
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Februar 2014

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Nach einer dreitägigen Non-Stop-Fahrt von Buenos Aires nach Patagonien sind wir nun endlich angekommen – 2800 km und viele Schotterpisten stecken uns noch in den Knochen. Die Fahrt quer durch Argentinien war sehr beeindruckend: weite Landschaften, ein schier unendlicher Himmel, freundliche Menschen und ein Wind, der zum Teil so stark war, dass ein Vorankommen selbst im Auto beschwerlich wurde. Es war einen Vorgeschmack darauf, was uns im Süden erwarten würde.

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Nach der langen Fahrt und anstrengenden Vorbereitungen in Buenos Aires ließen wir es in El Calafate etwas langsamer angehen.  Letzte Einkäufe wurden getätigt, die Ausrüstung wurde den Begebenheiten angepasst und kleine Reparaturen am Segelboot vorgenommen. Die Fahrt über die Schotterpisten und Schlaglöcher hatte nicht nur an den eigenen Kräften gezehrt; sie war sowohl am Auto als auch am Landsegler nicht spurlos vorübergegangen.

12.02.14 Landschaft2

Ein künstlerisches Experiment

Nachdem die letzten Einkäufe erledigt waren, machten wir uns auf den Weg zu unserem Startpunkt, der ca. 200 km südlich von El Calafate mitten im Nirgendwo lag. Wir suchten uns einen ruhigen Abschnitt auf der Ruta 40, der selten befahren wurde, wenige Steigungen aufwies und überwiegend geradeaus verlief. Da in Patagonien der Wind zumeist aus westlicher Richtung kommt, fanden wir hier perfekte Segelbedingungen vor.

10.02.14 Sonnenuntergang

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11.02.14 BootsaufbauUnser Startpunkt

Bevor es aber losgehen konnte, musste zuerst einmal der „Trailer“ zum Landsegler umgebaut werden, was fast einen Tag beanspruchte. Die Spannung stieg: Abgesehen von einigen kleinen Testfahrten in Europa, war noch nicht klar, ob dieses Unterfangen überhaupt unter den realen Bedingungen in Patagonien funktionieren würde! Selbst bei der besten Vorbereitung gibt es Dinge, die man aus der Ferne falsch einschätzt. Auf gute Erfahrungswerte konnten wir auch nicht zurückgreifen; zumindest habe ich bis heute von keinem ähnlichen Projekt gehört. Es war also ein künstlerisches Experiment, dessen frühzeitiges Scheitern wir nicht ausschließen konnten. Dementsprechend nervös waren wir alle, aber auch voller Zuversicht, denn wenn wir nicht an ein Gelingen geglaubt hätten, wären wir wohl kaum nach Patagonien aufgebrochen, um dieses Abenteuer zu wagen.

Nach einigen kleinen, erfolgreichen Testfahrten, bei denen wir die Funktion der Bremsen und das Segelmaterial getestet haben, sollte es losgehen Richtung Norden.

11.02.14 BootsTotale2Der Mast wird aufgestellt

11.02.14 PabloLetzte Überprüfungen

11.02.14 Daniel&Pablo3Die „Performer“: Pablo Wendel & Daniel Beerstecher